Nordamerika
Was geschah am 11. September 2001 in New York und Washington?
Ganz sachlich gesehen, bekam an diesem Tage die US-Regierung die Rechnung für ihre Außenpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Leider mußten dafür etwa 4000 undschuldige Menschen ihr leben lassen. Wenn ich mir als Deutscher an dieser Stelle erlaube, so zu sprechen, dann geschieht dies nicht, weil ich etwa Amerika oder gar seine Bürger nicht leiden mag, ja ich trauere sogar mit Amerika von ganzem Herzen um diese Menschen, weil ihre Opfer unnötig waren. Vielmehr spreche ich aus der geschichtlichen Erfahrung, daß Regierungen und Völker eben immer für militärische Großmannssucht und politischen Größenwahn irgenwann einmal bezahlen müssen.
Die übrige Völkergemeinschaft hat der größenwahnsinnigen Nazidiktatur Deutschlands ( 1933-1945) mit Hilfe der USA, den Göttern sei es gedankt, die Rechnung präsentiert. Diese Zeit habe ich zwar selbst nicht miterlebt, da ich erst im Jahre 1945 geboren wurde, aber ich habe in meiner Verwandtschaft schon sehr kritische Fragen an meine Eltern- und Großelterngeneration gestellt.
Wer sich aber aus rein machtpolitischen, wirtschaftlichen und militärgeostrategischen Gründen erlaubt, Unrechts- und Schurkensysteme wie im Irak zur Zeit des Irak-Iran-Krieges, oder in Afganistan während der Auseinandersetzung zwischen afganischen Freischärlern und dem komunistischen Regim in Kabul und der dieses unterstützenden Roten Armee in Afganistan zu etablieren, der züchtet die Stammzellen des künftigen Terrorismus selbst.
Steht nicht schon in der Bibel selbst: "Wer den Wind säht, der wird Sturm ernten..." ? Und es ist eben genau dieser Wind, der am 11. September 2001 wie ein Wirbelsturm über die Vereinigten Staaten von Amerika kam.
Euer Till (06.10.2002)
UN berät über Irak-Konflikt / USA haben freie Hand
Kriegspläne im Kreuzfeuer der Kritik / Bahnt sich eine Tragödie an?
Der Konflikt um die richtige Irak-Politik spitzt sich zu. Während US-Präsident George W. Bush jetzt endgültig freie Hand für einen Krieg hat, sind die USA im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen ins Kreuzfeuer der Kritik nicht nur arabischer Länder geraten. Im Namen von mehr als 110 Staaten forderte Südafrikas UN- Botschafter Dumisani Kumale eine friedliche Lösung und griff auch die anderen ständigen Mitglieder im höchsten UN-Gremium an.
Zwei Tage lang dauert die offene Sitzung des Sicherheitsrates, in der jedes der 191 UN-Mitglieder zum Thema Irak Stellung nehmen kann. "Es wäre tragisch, wenn der Rat das Ergebnis der Waffenkontrollen vorwegnimmt, bevor die Inspekteure überhaupt ihre Arbeit aufgenommen haben", sagte der Vertreter Südafrikas, dessen Land zu der so genannten Blockfreien-Bewegung gehört. Die lehnt eine neue Resolution mit der Androhung von Gewalt, wie sie die USA und Großbritannien wollen, ab.
Zwar sind die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates - außer den USA und England noch Russland, China und Frankreich - nach wie vor gespalten. Dennoch kritisierten mehrere Redner der Blockfreien, daß überhaupt über eine solche Resolution ohne Absprache mit der Mehrheit der UN-Mitglieder verhandelt wird: "Das untergräbt die Legitimität des gesamten Sicherheitsrates", erklärte Kumale. Das Gremium habe nicht das Recht, "Beschlüsse zu fassen, die unschuldige Zivilisten einem Krieg aussetzen".
Gibt es eine Moral der Macht?
Die US-Regierung verliert jedes Maß - Noch sind die europäischen Staaten keine Vasallen Amerikas
Seit Jahrzehnten setzt sich die Regierung des Staates Israel über diverse UNO-Resolutionen hinweg. Erlaubt sich dies ein arabischer Staat wird diesem ohne zu zögern ein Krieg angedroht. Wenn das die Moral der westlichen Führungsmacht ist, dann gute Nacht Europa. Amerika setzt die Fackel an den ganzen Vorderen Orient und die islamischen Staaten überhaupt.
Daß ganz andere Gründe hinter der US-Kriegspolitik stehen, kann man sehr leicht durchschauen, wenn man sich einmal die Zusammensetzung der US-Regierung genauestens betrachtet. In noch keiner US-Regierung gab es mehr Multimilionäre, Wirtschaftsbosse, Finanzhaie und Ölmagnaten, als dies in der Bush-Administration der Fall ist. Hier geht es auch nicht um Terrorbekämfung, sondern schlicht und einfach um Ölreseven; außerdem hat ja die einseitige US-Ausenpolitik der letzten Jahrzehnte diesen Terror selbt gezüchtet.
Wer es nicht glaubt, kann sich einmal mit der Tatsache auseinandersetzen, daß die Vereinigten Staaten seit Jahren mit der größten Sorgfalt darauf Achten, daß UNO-Resolutionen gegen arabische (islamische) Länder auf das peinlichste eingehalten werden, während die Augen in Richtung Israel mehr als blind zu sein scheinen. Mit dem Hinweis auf den Holocaust kann man heute anscheinend jede eigene Unmenschlichkeit rechtfertigen.
Was ist das eigentlich für eine geschichtliche Moral, die Amerika auf seinem Schilde trägt. Es ist die Moral der Ausrottung und Entrechtung fast der gesamten nordamerikanischen Urbevölkerung bis in unsere Tage hinein. Zur Zeit der Sklaverei war Amerika für millionenfache Zwangsumsiedlung von Menschen, das Auseinanderreißen von Familien und letztlich den Tod vieler Millionen von Menschen verantwortlich. Es gibt buchstäblich kein Land des westlichen Kulturkreises, was nicht verantwortlich wäre für einen kleineren oder größeren Holocaust, Genozid, eine Verschleppung, Vertreibung oder Unterdrückung und Ausbeutung. Welcher Europäer und Amerikaner dies nicht glaubern mag, dem empfele ich sich mit der Geschichte und Kolonialgeschichte seines eigenen Landes einmal richtig auseinander zu setzen.
Wer glaubt der Kolonialismus sei Vergangenheit, der irrt. Wohl gibt es keine Kolonialreiche mehr, aber nicht desto weniger wird der größte Teil der Welt von einem kleinen Teil von hochindustrialisierten und hochgerüsteten Staaten ausgeplündert. Die Mehrheit der Menschheit zahlt für den Wohlstand und die Völlerei weniger Staaten, und so lange sich daran nichts ändert, werden wir selbst den Terror auf der Welt mehren.
Noch eine Bemerkung zu Rumsfelds arrogantem verbalem Fehlgriff in Richtung des alten Europa:
"Genau das ist es, was Amerika fehlt; eben ein paar Jahrhunderte Kultur - und das in jeder Hinsicht. Sie werden es schon schaffen, Herr Rumsfeld. Es wird wohl schon bald rumsen im irakischen (Öl)feld. Nomen est Omen, gelle Herr Kriegsminister...!"
Eine Moral der Macht kann es niemals geben, allenfalls besteht eine geringe Hoffnung auf eine Moral der Vernunft. - Und Macht rechtfertigt auch keine Taten.
MZ, 24.01.2003 euer Till
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